Berdytschiw, Ukraine. Die Juden, Balzac, ein Kloster. Und das Bier.

Der deutsche Wikipedia-Eintrag zu der ukrainischen Stadt Berdytschiw (Бердичівumfasst nur rund 6000 Zeichen. Ein Drittel davon, der Haupttext, beschäftigt sich mit der Ermordung der gesamten jüdischen Bevölkerung der Stadt durch die deutschen Besatzungstruppen 1941/42. Mehr als 30 000 jüdische Einwohner der Stadt wurden damals von den Deutschen umgebracht. Als die Sowjets im Januar 1944 die Stadt befreiten, trafen sich von der einstigen jüdischen Mehrheitsbevölkerung von Berdytschiw noch 15 Juden lebend an.

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“Ukraina incognita” – die geheimen Kulturschätze ukrainischer Dörfer

Die meisten, die an diesem Sonntag morgen um sieben in dem Kleinbus an der Metro Schitomirskaja in Kiew sitzen, sind keine Touristen, sondern Einheimische aus Kiew. Ein Geschäftsmann, der mir erzählt, er wäre lieber Historiker geworden, aber damit könne man ja kein Geld verdienen, einige reifere Damen auf gemeinsamem Sonntagsausflug, eine junge Hobby-Fotografin. Sie sind selbst Ukrainer. Und die Ziele unserer Tour, einige Dörfer im Gebiet zwischen Kiew und Shitomir, liegen kaum mehr als 100 Kilometer Luftlinie von der ukrainischen Hauptstadt entfernt. Doch auch für sie ist es eine Tour ins Unbekannte, nach “Ukraina incognita”, wie der Kiewer Historiker Roman Malenkow, der selbst am Steuer sitzt, seine kleine Reisefirma nannte, die diese Fahrten anbietet. http://incognita.com.ua/uk

Die Barockkirche von Iwankiw im Schitomirer Gebiet (Ukraine)
Die Barockkirche von Iwankiw im Schitomirer Gebiet (Ukraine)

Wer in der Ukraine in der Stadt wohnt, noch dazu in der Metropole Kiew,  für den ist die Welt der ukrainischen Dörfer in der Regel wie Ausland, außer er hat dort Verwandte.  Schon wegen der schlechten Straßen dort draußen biegt keiner freiwillig von den wenigen großen Magistralen ab, die die Bezirksstädte des Landes miteinander verbinden. Anders als in Deutschland unterscheiden sich die Lebensverhältnisse zwischen Stadt und Land enorm.

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Unterwegs in der “Zone” von Tschernobyl

Mehr Fotos: http://www.fotonikola.com/chernobyl-2006/
“Tschernobyl- das letze Signal vor dem Overkill”, reimte der deutsche Sänger Wolf Maahn im Juli 1986, kurz nach der Katastrophe. Vor 120 000 Menschen sang er damals in der oberpfälzischen Kleinstadt Burglengenfeld, meinem Geburtsort, beim „Anti-WAAhnsinnsfestival” gegen die Atomkraft an, 20 Kilometer von der Baustelle der damals geplanten Wiederaufarbeitungsanlage für radioaktive Kernbrennstäbe im bayerischen Wackersdorf entfernt.

Deutschland war damals in Angst vor dem “Fallout”.

Die Massen stürmten auf Iod-Tabletten gegen Schilddrüsenkrebs. Züge voller Milchpulver wurden beschlagnahmt. Auch die Waldpilze wurden zum Entsorgungsfall. Endzeitstimmung breitete sich aus. Heute, 20 Jahre später, gibt es Deutschland immer noch. Die Ukraine auch. Der “Overkill” von Wolf Maahn blieb aus. Aber welche Folgen hatte der Super-Gau, der “Größte anzunehmende Unfall”, die unkontrollierte Kernschmelze von Tschernobyl wirklich? Ich war gemeinsam mit dem Fotografen Nikola Kuzmanic  vor Ort, genau 20 Jahre später. Hier mein 2006 verfasster Bericht, der leider auch zehn Jahre später nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat.

Unterwegs in der "Zone" von Tschernobyl, Ukraine, 2006
Unterwegs in der “Zone” von Tschernobyl, Ukraine, 2006

Gemeinsam mit dem Fotografen Nikola Kuzmanic und Valentin, einem Strahlenexperten des ukrainischen Instituts für Landwirtschaft, fahre ich von Kiew aus in einem alten Lada in das einstige Katastrophengebiet nur 100 Kilometer nördlich der Stadt.

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AfD-Spitzenpolitiker auf der besetzten Krim

Per Facebook prahlt der AfD-Europaabgeordnete und Landesvorsitzender der AfD in Nordrhein-Westfalen, Marcus Pretzell selbst mit seinem aktuellen Russland-Visa. Wo genau es hingeht, verriet er in seinem Post vom 13. April 2016 zunächst nicht. Das steht dafür heute (15.4) auf der Webseite des “Internationalen Jalta-Wirtschafts-Forums”, einem “Wirtschaftskongress”, im von Russland besetzten Teil der Ukraine, auf der Krim. 
 
Laut der Webseite des “Jalta-Forums”(http://forumyalta.com/news/65/) war Pretzell heute früh (15. April 2016)  dort bei einem “Businessfrühstück” mit Putins Statthalter auf der Krim, Sergej Aksjonow
 
“Депутат Европарламента Маркус Претцель (Германия) воспользовался предоставленным словом, чтобы поблагодарить организаторов II Ялтинского международного экономического форума. «Очень впечатлило, что вы организовали форум за такое короткое время и уже на второй год проведения форума вышли на такой высокий уровень. Уверен, что в дальнейшем форум станет еще лучше и впереди у него большое будущее. Буду счастлив приезжать сюда снова и наблюдать за развитием Крыма», – сказал евродепутат.”
 
Übersetzung:

“MdEP Markus Pretzell (Deutschland) nutzte die Gelegenheit, zu sprechen und den Organisatoren des II Internationalen Wirtschaftsforum in Jalta zu danken. “Ich bin sehr beeindruckt, dass Sie ein Forum, in so kurzer Zeit und im zweiten Jahr des Forums auf einem so hohen Niveau organisiert haben. Ich bin sicher, dass das Forum in Zukunft noch besser sein wird und vor einer großen Zukunft steht. Ich würde mich freuen, wieder zu kommen und die Entwicklung der Krim zu beobachten”

Schmähkritik gen Bosporus – ein Rückblick

Ein berühmtes Gemälde und sein höchst aktueller Bezug. Im Jahre 1676 fordert der türkische Sultan Mehmed IV. von den freien Kosaken des Gebiets Saporoschje am Dnepr die Unterwerfung. Die schreiben ihm als Reaktion einen Brief voller Schmähkritik, glücklicherweise gab es damals noch keine Medienanwälte. Das Gemälde des Maler Ilja Repin von den Saporoger Kosaken, die einen Brief an den türkischen Sultan schreiben, ist eines der bekanntesten Bilder der russischen Kunst des 19. Jahrhunderts und zeigt das Selbstbewusstsein, mit dem die freien Kosaken ihre Werte vertreten, die sie für die Werte des “christlichen Abendlandes” halten.

“Du türkischer Teufel, Bruder und Genosse des verfluchten Teufels und des leibhaftigen Luzifers Sekretär! Was für ein Ritter bist du zum Teufel, wenn du nicht mal mit deinem nackten Arsch einen Igel töten kannst? Was der Teufel scheißt, frisst dein Heer. Du wirst keine Christensöhne unter dir haben. Dein Heer fürchten wir nicht, werden zu Wasser und zu Lande uns mit dir schlagen, gefickt sei deine Mutter!
Du Küchenjunge von Babylon, Radmacher von Mazedonien, Ziegenhirt von Alexandria, Bierbrauer von Jerusalem, Sauhalter des großen und kleinen Ägypten, Schwein von Armenien, tatarischer Geißbock, Verbrecher von Podolien, Henker von Kamenez und Narr der ganzen Welt und Unterwelt, dazu unseres Gottes Dummkopf, Enkel des leibhaftigen Satans und der Haken unseres Schwanzes. Schweinefresse, Stutenarsch, Metzgerhund, ungetaufte Stirn, gefickt sei deine Mutter!
So haben dir die Saporoger geantwortet, Glatzkopf. Du bist nicht einmal geeignet, christliche Schweine zu hüten. Nun müssen wir Schluss machen. Das Datum kennen wir nicht, denn wir haben keinen Kalender. Der Mond ist im Himmel, das Jahr steht im Buch und wir haben den gleichen Tag wie ihr. Deshalb küss unseren Hintern!
Unterschrieben: Der Lager-Ataman Iwan Sirko mitsamt dem ganzen Lager der Saporoger Kosaken.”
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Saporoger_Kosaken_schreiben_dem_t%C3%BCrkischen_Sultan_einen_Brief

EASTBlog – Deutschland- und Osteuropa-Blog des Journalisten Gerald Praschl

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