Für die Deutschen sind sie bis heute oft „die Russen“ – unabhängig davon, woher, warum und wann sie kamen. Dabei sind die Millionen Menschen mit einer Herkunft aus den ehemaligen Sowjetrepubliken, keineswegs nur aus Russland, die in Deutschland leben, höchst unterschiedlich. Die junge ukrainische Journalistin Katja Koval, 21, (Екатерина Коваль) die einige Monate für Recherchen in Berlin verbrachte, hat dazu recherchiert und einige getroffen. Hier ihr Bericht, entstanden im September 2016:
Ähnlich wie für Ausländern aus anderen europäischen Ländern schien die Bundesrepublik Deutschland auch vielen Russlanddeutsche zur Einwanderung attraktiv, mit dem Unterschied, dass sie als ethnische Deutsche bei der Einwanderung und Einbürgerung privilegiert waren. Russlanddeutsche sind die Deutschen, die vom Gebiet der ehemaligen Sowjetunion stammen, aber nach 1951 nach Deutschland eingewandert sind. Zu ihnen gehören auch viele gemischt russisch-deutsche Familien.
Von Gerald Praschl, erschienen in der Zeitschrift „Horch und Guck“,
Heft 81, Dezember 2015, S. 40-43. (www.horch-und-guck.info)
Der Hitler-Stalin-Pakt und seine Folgen überschatten bis heute das junge Land auf der Suche nach sich selbst. Die heutige Westgrenze der Ukraine verläuft ziemlich genau entlang der einstigen Demarkationslinie des Hitler-Stalin-Pakts. Die von der Sowjetunion 1939 annektierten Gebiete wurden der seit 1919 existierenden Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik zugeschlagen, die bis dahin im wesentlichen nur aus den bereits seit dem 17. und 18. Jahrhundert zum russischen Zarenreich gehörenden Teilen der Ukraine bestanden hatte. Die Ukraine in ihren heutigen Grenzen ist also, wenn man so will, ein Produkt des Hitler-Stalin-Pakts. Ihre Gegenwart ist bis heute davon überschattet.
In der aktuellen SUPERillu – Heft 36/2016 – ab 1. September im Handel: Mit rund 80 Milliarden Euro jährlich Steuergelder wird schon jetzt die deutsche Rentenkasse gestützt. Nach dem Willen von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles, SPD, sollen ab 2020 noch 3,9 Milliarden jährlich dazu kommen – um die letzten Rentenlücke zwischen Ost und West auszugleichen. Der vor einem Vierteljahrhundert krasse Unterschied in den Rentenhöhen zwischen BRD und DDR war eine der größten Herausforderungen der Wiedervereinigung, bald scheint sie gelöst. Doch schon wartet eine noch größere: die jährlich wohl mehrere hundert Milliarden Euro schwere Rentenlücke, die Geburtenrückgang und höhere Lebenserwartung reißt. Wie groß ist das Problem, was sind mögliche Lösungsansätze.
Was passierte, wenn einer damals „Nein“ zu einer Spitzeltätigkeit für den DDR-Staatssicherheitsdienst sagte? 2002 habe ich mich gemeinsam mit Marco Hecht in einem Buch darin beschäftigt.
Die Bundeszentrale für Politische Bildung bat mich jetzt um einen Beitrag dazu für ihre sehr lesenswerte und umfangreiche Online-Dokumentation über die DDR-Staatssicherheit.
„Es gehörte also für Bürgerinnen und Bürger der DDR, die einen solchen Schutz nicht hatten, eine Menge Mut dazu, sich offen zu verweigern. Wer in der DDR Zivilcourage bewies, konnte im Regelfall sicher sein, dass er einen Preis in Form von Verzicht auf Komfort oder Karriere, im schlimmsten Fall sogar mit dem Verlust von Freiheit oder gar Leben zu bezahlen hatte. Welche Sanktionen für aufmüpfiges Verhalten drohten, war dabei unklar, die Ungewissheit darüber und die allgemeine Rechtsunsicherheit waren wichtige Elemente der Herrschaftsstrategie der SED.
Was passierte also Menschen, die sich einer Spitzeltätigkeit für die Stasi verweigerten? Karriereknick, Berufsverbot, Inhaftierung, Bespitzelung, Psycho-Schikanen („Zersetzung“) – alles war drin. Manchmal passierte auch gar nichts, es reichte der Mut, die Konspirativität abzulehnen und Stasi-Werbern zu sagen, „da muss ich erst mit meiner Frau drüber reden“ oder „mit meinen Kollegen“. Dann beendete das MfS aus Angst vor Dekonspiration schnell einen Kontakt. „
Der postsowjetische „Kiosk“-Kapitalismus der wilden 90er Jahre ist in Kiew noch recht lebendig. Rund um die Metrostationen gibt es unzählige kleine Kioske mit Waren aller Art. Und daneben auch noch viele kleine Straßenhändler, die ihre Ware einfach so auf dem Asphalt feilbieten. Oft sind die Verkäuferinnen ältere Frauen, die versuchen, sich neben ihrer kargen Rente, meist nur 20 oder 30 Euro im Monat, etwas dazuzuverdienen, um über die Runden zu kommen. Sie verkaufen Blumen und Obst, oft aus dem eigenen Garten, irgendwo draußen in den Dörfern, von wo aus sie frühmorgens in die Stadt aufbrechen. Dort draußen in der Welt der ukrainischen Dörfer gibt es anders als in den großen Städten, von denen die vermeintlich „ländliche“ Ukraine sehr viele hat (darunter fünf Millionenstädte) nur wenige, kleine Läden, viele Dörfler leben subsistent. Fast alles, was sie brauchen, stellen sie selbst her oder tauschen beim Nachbarn. So gibt es dann im Dorfladen meist wenig mehr als Bier und Schnaps, Waschmittel, Streichhölzer, Zahnpasta und Zigaretten.
Die bekannten Supermarktketten Westeuropas sucht man bis jetzt in den Städten der Ukraine vergeblich, Lidl oder Aldi haben bis jetzt keinen Fuß auf ukrainischen Boden gesetzt, nur die Metro AG ist da. Die deutsche Drogeriekette Rossmann ist immerhin schon mit ihren Hausmarken in den ukrainischen „Watsons“-Märkten präsent, mit der offenbar enge Geschäftsbeziehungen bestehen. Nur vereinzelt sieht man in den städtischen Läden deutsche Marken – Elektrotechnik von Siemens oder ABB-Busch-Jaeger oder „Ritter-Sport“-Schokolade. Deutsches Bier, zum Beispiel von „Maisel´s“, ist im Handel, jedoch um einiges teurer als die vielen, genau so guten ukrainischen Biere – deren bekannteste unter den Markennamen „Zibert“, Chernihiwske“ und „Lwiwske“ verkauft werden. Dabei stehen deutsche Waren in der Ukraine eigentlich hoch im Kurs. Sie gelten anders als Waren aus Russland und der Ukraine als besonders hochwertig. So schufen vor allem chinesische Importeure Ersatz und werben mit Marken, die vorgeben, „deutsch“ zu sein.