Zwischen 1934 und 1941 ermordete die sowjetische Geheimpolizei NKWD in dem Waldstück von Sandarmoch nahe des Onegasees in Karelien mindestens 9500 Menschen. Unter den Opfer waren viele Intellektuelle aus allen Teilen der Sowjetunion, darunter der Regisseur Les Kurbas und der ukrainische Schriftsteller Mykola Kulisch – und hunderte andere Schriftsteller und Professoren.
Die geheimen Massengräber wurden erst 1997 von dem Bürgerrechtler Yuri Dmitriev entdeckt, im selben Jahr wurde, organisiert von der Menschenrechtsorganisation Memorial, ein erstes Mahnmal auf dem Gelände errichtet. Seitdem treffen sich jedes Jahr Anfang August Menschen aus allen Teilen der ehemaligen Sowjetunion, um der Opfer zu gedenken, die 58 verschiedenen Nationen angehören und die nur ein kleiner Teil der 700 000 Opfer von Stalins „Großem Terror“ waren und ein noch weit kleinerer Teil der Opfer seiner sonstigen Massenmorde.
Am 5. August 2017 war ich bei einer solchen Gedenkfeier mit dabei, hier einige Fotoimpressionen. Die Gedenkfeier fand unter einem sehr dunklen Vorzeichen statt, war doch der Entdecker und Initiator der Gedenkstätte von Sandarmoch sechs Monate zuvor von den russischen Behörden festgenommen worden, sitzt seitdem in Haft und steht wegen fadenscheiniger Vorwürfe vor Gericht. Offiziell durfte nur eine kirchliche Prozession stattfinden, Reden waren von den Behörden untersagt worden – insbesondere für die zahlreich angereisten Vertreter ausländischer Botschaften, die gegen Dmitrievs Festnahme protestiert hatten. Insofern wurde es diesmal ein besonders „stilles“ Gedenken im Wald von Sandarmoch.
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