Alle Beiträge von GPraschl

Journalist in Berlin, Mitglied der Chefredaktion/Politik von SUPERillu, http://geraldpraschl.de/?page_id=2

Roland Jahn: Wie die Opposition gegen die SED ins Westfernsehen kam

erschienen in SUPERillu 6/2011

Um einen aufmüpfigen Studenten loszuwerden, schiebt die DDR 1983 den jungen Jenaer Roland Jahn gegen seinen Willen in den Westen ab. Doch der Thüringer lässt nicht locker. Die Staatssicherheit verfolgt ihn und seine Freunde als vermeintliche „Agentengruppe“ mit Autobomben, Spitzeln und Wanzen, weil er auf verschlungenen Pfaden den Widerstand gegen die SED-Diktatur ins West-Fernsehen bringt.

Der bundesdeutsche Grenzer in Ludwigstadt staunt nicht schlecht über die Entdeckung, die er an einem heißen Sommertag 1983 im Gepäckwagen des Interzonenzuges macht, der gerade über die DDR-Grenze gen Westen gerollt war. Er fand darin einen jungen Mann in Knebelketten in ein Abteil gesperrt. Er war von der Stasi in den Zug verfrachtet worden und musste auf diese  Weise gegen seinen Willen die DDR verlassen.

Seine Kritik.
Der junge Mann heißt Roland Jahn, ist 30 Jahre alt und kommt aus Jena. Die Offiziere der DDR-Staatssicherheit, die ihn kurz vorher in den Zug geschleppt und so aus dem Arbeiter- und Bauernstaat »entsorgt« hatten, sind an diesem Tag sehr erleichtert. Jahn und ein Dutzend seiner Freunde, organisiert in einer Gruppe namens »Friedensgemeinschaft Jena«, haben ihnen in den Jahren zuvor Sonderschichten und viel Ärger bereitet. Die jungen Leute der Gruppe kommen sich dabei gar nicht so staatsfeindlich vor, wie sie von der Stasi wahrgenommen werden. Sie wollen den Sozialismus, an den sie noch glaubten, zum Positiven verändern, nicht stürzen. Zunächst.

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Ich habe Nein gesagt

41984L89npL._SX303_BO1,204,203,200_„Ich habe Nein gesagt- Zivilcourage in der DDR“, Gerald Praschl, Marco Hecht, Homilius-Verlag, Berlin 2002. Mit einem Vorwort von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und Beiträgen von Helmut Müller-Enbergs  und Johann Legner, ISBN 3-ISBN 897068915,  Euro 9,90

Die Geschichten in diesem Buch erzählen von Zivilcourage. Es sind Geschichten von Menschen, die „Nein“ gesagt haben. „Nein“ zu einer Spitzeltätigkeit für die Staatssicherheit der 1989 untergegangenen DDR.
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Bärbel Bohley 1945-2010

Bärbel Bohley, portraitiert von Nikola Kuzmanic, 2004
Bärbel Bohley, portraitiert von Nikola Kuzmanic, 2004

Die 65-Jährige ist nach längerer Krankheit einem Krebsleiden erlegen.Ich kannte sie sehr gut, über viele Jahre waren wir Freunde. Sie drängte sich nicht gerne ins Rampenlicht. Und deshalb zierte sie sich auch, als ich im Sommer vor sechs Jahren, 2004, zu ihr nach Kroatien kam, um sie davon zu überzeugen, unseren Medienpreis Goldene Henne vor laufender TV-Kamera im Friedrichstadtpalast entgegenzunehmen. Ich konnte sie dann doch überreden.

Sie wäre sicher auch eine gute Bundespräsidentin geworden und vielleicht hätten sich die Deutschen in sie genauso verliebt wie im Sommer 2010 in Fast-Bundespräsident Joachim Gauck. Aber zu einer Politikerin fehlte ihr das Macht-Gen. Sie strebte nie nach einem politischen Amt für sich persönlich. Sie hatte deswegen auch nie eins.

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General Jaruzelski: Ich bitte um Verzeihung

Zu Besuch bei dem ehemaligen polnischen Machthaber Wojciech Jaruzelski und seiner Frau Barbara in ihrem Haus in Warschau 2010, Foto NIkola Kuzmanic
Zu Besuch bei dem ehemaligen polnischen Machthaber Wojciech Jaruzelski und seiner Frau Barbara in ihrem Haus in Warschau 2010, Foto Nikola Kuzmanic

Einst hatte er die Macht, heute ist er Rentner. Die SUPERillu-Reporter Gerald Praschl und Andrzej Stach besuchten General Jaruzelski und seine Frau Barbara in ihrem Haus in Warschau. Im Interview mit SUPERillu-Redakteur Gerald Praschl  im September 2010 bedauert der einstige polnische Staatschef Wojciech Jaruzelski die Folgen des Kriegsrechts, das er 1981 in seinem Land ausrief, und erklärt, wieso er den Kommunismus heute für überholt hält.  Text und – auszugsweise  – das unten stehende Interview erschienen in SUPERillu Heft 42/2010, hier als PDF zum Download:  Jaruzelski
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SUPERillu und 20 Jahre Pressefreiheit im Osten Deutschlands

SUPERillu_Titel_PlatzekOktober 2009. Ein „stilles Jubiläum“.  SUPERillu feiert nicht nur 20 Jahre friedliche Revolution in Ostdeutschland. Sondern auch die tausendste Ausgabe.  Die letzten Zeilen für die tausendste Ausgabe von SUPERillu habe ich gerade vor einigen Stunden ins System getippt. Ein Text über die bewegende Feier zum 20sten Jahrestag der berühmten Leipziger Montagsdemo, die damals als „Tag der Entscheidung« in die Geschichte einging. Die Menschen demonstrierten damals für ein offenes Land, für die Freiheit. Für die Reisefreiheit. Und auch für die Meinungs- und Pressefreiheit. Ohne die Montagsdemos und die friedliche Revolution von 1989 in der DDR würde es keine SUPERillu geben. Wie es damals anfing, lesen Sie hier.

»Für ein offenes Land mit freien Menschen«, stand auf dem ersten Plakat, auf der ersten Leipziger Montagsdemo, am 4. September 1989. Zwei junge Frauen, Gesine Oltmanns und Katrin Hattenhauer hatten nur wenige Sekunden, um es in die Kameras der West-Presse zu halten, bevor Staatssicherheitsleute es ihnen entrissen. Aber diese Sekunden reichten, die Bilder gingen um die Welt.

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