Reporter mit Grenzen – als es in Kiew losging, war keiner da

Die einzigen beiden Deutschen, die an dem schicksalhaften Abend aus Kiew berichteten, waren ein Reporter der Bild-Zeitung, Paul Ronzheimer, der seit Wochen Klitschko begleitet und sein „Tagebuch“ für Bild zu Papier bringt. Und der deutsche Pfarrer der evangelischen Katharinenkirche von Kiew, Ralf Haska (https://www.facebook.com/ralf.haska?fref=ts)

Der mutige Pfarrer war am Vormittag vor dem ukrainischen Parlament von einem Gummigeschoss getroffen wurde, als er versuchte, zu filmen. Seine Aufnahmen zeigen Polizisten, die von Dächern aus auf Demonstranten feuern.

Offenbar im Vertrauen auf einen „olympischen Frieden“ und im Sotschi-Streß waren weder ARD noch ZDF, N24 oder N-TV mit Reportern vor Ort. Die Bilder, die im TV zu sehen waren, stammten überwiegend von den Bürgerrechtler-Senderns Espreso.tv (http://espreso.tv/) , Hromadska TV (http://hromadske.tv/) und Spilno.tv, deren Live-Kameras von den Majdan-Aktivisten selbst ins Netz ausstrahlen.

Die zwei größten oppositionsnahen ukrainischen Sender, „Kanal 5“ und „Kanal 24“ sind seit Wochen mysteriösen Cyber-Attacken ausgesetzt. Die Webseite von Kanal 5 ist deswegen schon seit Wochen nicht mehr zu erreichen. „Kanal 24“ (http://24tv.ua/)  wurde während des Sturmangriffs der Berkut-Regierungstruppen auf die Majdan-Demonstranten von Hackern attackiert, zeigte zeitweise keine Live-Bilder der Revolution, sondern Porno-Seiten.

Beide Kanäle sind allerdings in Deutschland online nicht zu empfangen, denn schon vor einigen Wochen hat der US-Konzern Youtube, über deren Technik sie übermittelt werden, sie für den deutschen Markt gesperrt. Offizielle Begründung: Youtube wolle damit Verwertungsforderungen der deutschen GEMA vermeiden. Für technisch Versiertere ist die Sperre allerdings mit sogenannten VPN Clients (die über den Umweg ausländischer Server funktionieren) vergleichsweise einfach zu umgehen. Möglicherweise aufgrund der Proteste deutscher Politiker, darunter des CDU-Ukraine-Experten Karl Georg Wellmann und ukrainischer Bürgerrechtler in den letzten Wochen sind zumindestens Kanal 5  (http://www.youtube.com/watch?v=lPPxZl43u04)  und Espreso.tv  von Youtube wieder freigeschaltet.

Noch in der Nacht brachen mehrere westlichen Korrespondenten von Moskau aus in die ukrainische Hauptstadt auf, die von Moskau übrigens fast genau so weit entfernt liegt wie Berlin, darunter Benjamin Bidder vom „Spiegel“ und Christoph Wanner von „N24“, die als eine der ersten vor Ort waren. Auf dem Majdan erwarteten Sie am Morgen rauchende Trümmer. Das Gewerkschaftshaus, bisher die Zentrale des Oppositionsbündnisses von Vitali Klitschko, Arseni Jazeniuk und Oleh Tjahnybok, war in der Nacht in Brand geraten. Menschen seilten sich in Panik aus den Fenstern ab, noch am morgen loderten Flammen aus dem Gebäude. Die Zeltstadt der Demonstranten brannte in der Nacht ebenfalls ab, durch eine Feuerwand, genährt von brennenden Autoreifen, versuchten sich die Aktivisten gegen die anstürmende Berkut zu schützen. Bis zur Stunde halten einige Tausend Demonstranten die Stellung.

Es starben seit Dienstag morgen mindestens 25 Menschen, darunter auch sieben Polizisten. Daneben gibt es hunderte Verletzte, laut Auskunft der Ärzte haben davon viele Schussverletzungen.  Der deutsche Pfarrer Ralf Haska machte seine kleine deutsche Kirche, nahe des Majdan und des Präsidentensitzes, inzwischen zu einem Notlazarett, in das sich viele Verletzte geflüchtet haben….