Stalingrad: Die Briefe des Soldaten Helmut Horstmann aus dem Kessel

Letzte Nachrichten: Feldpost-Briefe, die bis eine Woche vor der Kapitulation aus dem Kessel von Stalingrad geflogen wurden, sind Zeugnisse der Verzweiflung der Soldaten. Hier die Briefe eines der Soldaten, des 20jährigen Helmut Horstmann aus Berlin. Auch er kehrte nie zurück.

Helmut Horstmanns Schwester Helga Kube aus Berlin hob die Briefe ihres in Stalingrad vermissten Bruders auf
Helmut Horstmanns Schwester Helga Kube aus Berlin hob die Briefe ihres in Stalingrad vermissten Bruders auf
Der 1943 in Stalingrad vermisste Soldat Helmut Horstmann aus Berlin schrieb bewegende Briefe aus dem Kessel
Der 1943 in Stalingrad vermisste Soldat Helmut Horstmann aus Berlin schrieb bewegende Briefe aus dem Kessel

 

 

 

 

 

 

Briefe aus der Hölle. Die Briefe, die der 20-jährige Soldat Helmut Horstmann aus dem Kessel von Stalingrad an seine Eltern schrieb, sind ein erschütterndes Zeitdokument. Seine Schwester Helga Kube (77) aus Berlin hat sie aufgehoben. Auszüge:

7. Dezember 1942 Ihr Lieben! Ich habe mich nun doch entschlossen, euch zu schreiben, wie es um uns steht. Ihr braucht euch nicht zu erschrecken: Wir sind seit 3 Wochen von den Russen eingeschlossen. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass wir hier wieder herauskommen. Vielleicht können wir der Heimat zu Weihnachten einen kriegsentscheidenden Erfolg als Geschenk bereiten.

10. Dezember 1942 Ihr Lieben! Jetzt liegt eine Schneedecke von 1 Meter und es sind 15 Grad Kälte. Neulich waren feindliche Panzer durchgebrochen und haben uns mit der Stalinorgel beschossen. Vorläufig komme ich jetzt hier doch nicht weg.

15. Dezember 1942 Ihr Lieben! Ich glaube, ihr werdet euch nun doch einige Sorgen machen. Wir haben im Augenblick ein sehr schlechtes Quartier. Stellt euch vor, in einem Erdloch, zweieinhalb mal vier Meter, hausen 16 Mann. Nachts ist die Luft so schlecht, dass man kaum schlafen kann. Die Läuse fressen uns bald auf. Pro Tag gibt es ein Viertel Brot, mittags eine dünne Wassersuppe. Aber es wird sich schon alles zum Besten wenden. Es fragt sich bloß, wie lange das dauert.

21. Dezember 1942 Ihr Lieben! Man wird hier zum Wilden. Wir wohnen in einer Steppe, in der es auf hunderte Kilometern keinen Baum und keinen Strauch gibt.

1. Januar 1943 Ihr Lieben! Silvester haben wir ganz formlos verlebt. Um 22 Uhr machten die Russen einen Angriff. Ein paar Panzer brachen durch und schossen in unsere Schlucht. (Wir) hatten nur einen Viertelliter Schnaps. Das reicht nicht zum Besaufen.

4. Januar 1943 Ihr Lieben! Heute sind wir 45 Tage eingeschlossen. Hoffentlich kann ich euch bald schreiben, dass bei uns alles wieder in Ordnung ist.

22. Januar 1943 Ihr Lieben! Endlich mal wieder eine Nachricht von dem Verschollenen. Wann ich mal wieder was von mir hören lassen kann, ist sehr fraglich. Sorgt euch aber nicht, wenn ihr wieder lange nichts von mir hört. Herzliche Grüße, euer Helmut.

Die letzte Postkarte von Helmut Horstmann aus dem Kessel von Stalingrad, datiert von ihm auf den 22. Januar 1943. "Endlich mal wieder eine Nachricht von dem Verschollenen", beginnt er... Er kehrte nie zurück
Die letzte Postkarte von Helmut Horstmann aus dem Kessel von Stalingrad, datiert von ihm auf den 22. Januar 1943. „Endlich mal wieder eine Nachricht von dem Verschollenen“, beginnt er… Er kehrte nie zurück

Am 31. Januar 1943 kapitulierte die 6. Armee in Stalingrad. Helmut Horstmann gilt seitdem als verschollen. Heute ist sein Name einer von Zehntausenden, an denen in der Gedenkstätte Rossoschka erinnert wird, die der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge nahe Stalingrad errichten ließ.

Zeitzeugenberichte von überlebenden Stalingrad-Soldaten, die ich im Jahr 2003 interviewte, lesen Sie hier

Hier die erhaltenen Briefe von Helmut Horstmann aus dem Kessel von Stalingrad:

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