Archiv der Kategorie: Gerald Praschl

Wojciech Jaruzelski (1923-2014)

Ruhe in Frieden, Wojciech Jaruzelski. „Ich bitte um Verzeihung“, sagte er zu den Opfern der Verhängung des Kriegsrechts in Polen 1981, als ich ihn und seine bezaubernde Frau Barbara vor vier Jahren gemeinsam mit meinem Kollegen Andrzej Stach in seinem kleinen Haus in Warschau besuchte. Der Kommunismus habe der Arbeiterklasse nichts gebracht, meinte er, außer indirekt: nämlich den Arbeitern im Westen, denen die Kapitalisten dort schon aus Furcht vor einer kommunistischen Diktatur in Sachen sozialer Ausgleich Zugeständnisse gemacht hätten. Sein einstiger Gegenspieler Lech Walesa besuchte ihn in seinen letzten Lebensjahren einige Male, man habe sich versöhnt, der Krieg sei vorbei, und schließlich würde sie beide ja bald ihrem Schöpfer gegenübertreten, meinte Walesa in einem Interview, das ich mit ihm 2012 führte. Nun ist Jaruzelski schon mal vorausgegangen, starb am 25. Mai 2014 im Alter von 90 Jahren.  http://praschl.net/menschen/134-general-jaruzelski-ich-bitte-um-verzeihung      http://praschl.net/zeitgeschichte/195-interview-mit-lech-walesa

Ukraine: Militärische Lösung statt Runder Tisch?

War heute, 20.Mai 2014, bei den zwei Veranstaltungen mit dem ukrainischen Außenminister Andrej Deschtschyzja in Berlin (PK mit Außenminister Steinmeier und Rede Deschtschyzjas in der DGAP). Nachdem er Verhandlungen mit „den Terroristen“ kategorisch ausschließt, die ATO-Offensive der Armee trotz Präsidentenwahl weitergeht und nun auch Ahmetows „Truppen“ ins Spiel kommen, darf man davon ausgehen, dass a) Kiew ganz klar eine militärische Lösung anstrebt, b) sie davon ausgehen, oder hoffen, dass die Sanktionsdrohungen des Westens eine Invasion regulärer russischer Truppen verhindern werden und c) die „Runden Tische“, morgen einer in Mykolaiv, nur eine Theaterveranstaltung sind, um Zeit für die militärische Lösung zu gewinnen. Fragt sich d) Erfolgt das mit Wissen und Einwilligung der westlichen Staatschefs oder nicht?

Video: Igor „Strelkow“ Girkin sucht Freiwillige

Video-Ansprache des Kommandanten der prorussischen Freischärler in Slawjansk, Igor „Strelkow“ Girkin. Der im Februar aus Moskau in die Ukraine eingereiste Militär ist nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes SBU ein „Oberst“ des russischen Geheimdienstes, anderen Recherchen ukrainischer und russischer Journalisten nach ein etwas wunderlicher Militärfetischist aus der Moskauer Vorstadt – auf jeden Fall derzeit der „Kommandant von Slawjansk“.

https://www.youtube.com/watch?v=KIHdrSm6jrU

Igor Strelkow appelliert an die prorussischen Kräften in der Ukraine.
Es sind, seiner Meinung nach, zu wenige da, die bereit sind, gegen die „Kiewer Junta“ zu kämpfen.

„Seit über einem Monat kämpfen wir, eine kleine Gruppe der Freiwilligen aus Russland und der Ukraine, nachdem wir Hilferufe von euren Anführern der Freischärler erhört haben; wir kamen hierher und widerstehen im bewaffneten Kampf der ganzen ukrainischen Armee…“

„Auf eure Aufrufe, euch Waffen zu geben,.. haben wir Waffen beschaffen: den ukrainischen Militärs und Milizen weggenommen, bei den illegalen Händlern für unvorstellbare Geldsummen eingekauft. Jetzt haben wir Waffen…
Jeder Donezk-Bewohner, der bereit ist, gegen die Feinden seines Volkes zu kämpfen und mit Waffen umzugehen weiss, kann von uns Waffen bekommen. Jetzt sofort… Und was sehen wir? Alles Mögliche außer den Massen von Freiwilligen vor unseren Toren…“

„Ich habe nicht erwartet, dass sich in der ganzen Region nicht einmal 1000 Männer finden, die bereit sind, …an der Front zu kämpfen.
…Wo sind diese 27.000 Freiwillige, über die die Journalisten schreiben?
Ich sehe sie nicht.“

„Unter unseren Freischärlern gibt es immer mehr Männer weit über 40…, aber nur ganz wenig junge Leute.“

„…Die Bürgermiliz braucht disziplinierte Soldaten-Freiwillige. Wenn Männer nicht dazu fähig sind, sind wir dazu gezwungen, Frauen zu rekrutieren. Ich habe einen Befehl erlassen, sie ab dem heutigen Tage in die Reihen der Freischärler aufzunehmen…“

„Darum, dass unsere Meinung einfache Bürger teilen, werden wir sorgen.
Es ist gut möglich, dass gezählte Tage bis zu dem Moment bleiben, dass Kämpfe, die bis jetzt ohne große Brutalität ablaufen, den Maßstab einer echten Schlacht annehmen werden, mit Hunderten Toten und Verwundeten…“

Dank an Margarita Dmitriewa für die Übersetzung!

Der heimliche Weltmarktführer im Waffengeschäft

Auch wenn Deutschland unter den zehn größten Waffenexporteuren der Welt ist und pro Jahr Rüstungsgüter (Rüstungs- und Waffentechnik) für im Schnitt rund 8 Milliarden Euro exportiert (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-11/ruestungsexportbericht-bundesregierung-saudi-arabien), liegt der Anteil von Rüstungsgütern bei Gesamtexporten von 1,1 Billionen Euro bei unter einem Prozent. Der größte Rüstungsexporteur der Welt, die USA, verkaufte in den letzten Jahren Rüstungsgüter für 28 bis 66 Milliarden US-Dollar pro Jahr, Anteil am Gesamtexport von 2,27 Billionen US-Dollar (2013) zwischen rund 1,3 und knapp unter drei Prozent.

Russland exportierte pro Jahr Rüstungsgüter im Wert von 15,2 Milliarden US-Dollar (Zahl von 2012). Anteil an der gesamten russischen Exportwirtschaft (Volumen war 2012 bei 529 Milliarden US-Dollar) rund 3 Prozent.http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/ruestungsexporte-russland-verkauft-so-viele-waffen-wie-noch-nie-a-916806.html. Tendenz angeblich aber sehr stark steigend http://www.deutsch-tuerkische-nachrichten.de/2013/08/484241/milliardenrekord-russischer-ruestungsexport-laeuft-2013-auf-hochtouren/.

Gemessen am Anteil von Rüstungsgütern am Gesamtexport liegt Russland also schon heute knapp an der Welt-Spitze. Russland plant laut Vizepremier Rogosin den Ausbau seiner Waffenexporte bis 2020 auf jährlich 50 Milliarden US-Dollar und will damit auch mengenmäßig der größte Waffenexporteur der Welt werden. (http://german.ruvr.ru/news/2013_12_12/Rogosin-Russland-wird-jahrlich-Waffen-fur-50-Mrd-US-Dollar-exportieren-8597/

Beim größten Rüstungsimporteur der Welt, Indien, sind sowohl die USA als Russland im Geschäft, Deutschland dagegen bisher wenig. Russische Abnehmer waren in den vergangenen Jahren unter anderem Algerien, Venezuela – und Assads Syrien. Top-US-Kunden waren unter anderem Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, Länder, an deren Bewaffung wg. Iran-Konflikt die US-Führung ein strategisches Interesse hatte. Deutschlands Rüstungsgüter gehen etwa zur Hälfte in NATO-Länder. Weitere große Empfängerländer waren oder sind Algerien, Südkorea, Singapur, sowie die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien, letztere Geschäfte politisch gerade auf der Kippe.