Warum Stanislaw Belkowskis nun erschienene Putin-Biografie lesenswert ist

Las die gerade auch auf deutsch erschienenen Putin-Biografie des Moskauer Journalisten Stanislaw Belkowski und fand sie recht lesenswert, auch wenn der etwas sehr polemische Ton von Belkowski und die manchmal etwas zu akademisch geratene Übersetzung etwas nerven. Belkowskis Putin-Kritik “von rechts” fand ich aber ganz interessant. Anders als die liberale Opposition, die an guten Tagen so viele Demonstranten auf den Bolotnaja-Platz zieht wie ein langer Samstag bei IKEA in Moskau-Chimki, könnte eine nationale Opposition tatsächlich das Potential haben, ihn abzuwählen, übrigens abzuwählen, nicht ihn gewaltsam zu stürzen, denn eine Abwahl ist trotz der Verhältnisse möglich.  Belkowski argumentiert, dass nicht die kleine bürgerliche Opposition, schon gar nicht ihr links-liberaler Flügel, noch die ganz Linken diese Mehrheiten erreichen könnten, sondern eine Opposition, die die Herzen russischer Wähler mit der Argumentation erreicht, dass Putin der nationalen Sache Russlands mehr schadet als nutzt. Kern dieser  Argumentation, die unter anderem von Alexej Nawalny vertreten wird,  ist, dass Putin, mit seinem Fokus auf das Wiedererstehen einer neuen Vielvölker-Union, beziehungsweise deren Festhalten daran, der Entwicklung eines modernen, europäischen Nationalstaats in Russland im Wege steht. Während eine Konfrontation Moskaus mit den kaukausischen oder zentralasiatischen Ländern und eine erhöhte Einwanderung von dort dieser Putin-kritischen Argumentation eher nützen dürfte, spielt der Konflikt n der Ukraine ihm an der Stelle eher in die Hände, denn beim Streit um diese vermeintlich alt-russischen Gebiete hat er eine weit breitere Massenbasis im russischen Volk.  Letzteres ist nicht mehr Belkowskis Analyse, sondern  meine.  Er selbst hat sich anders entschieden und im März 2014 angekündigt, seinen russischen Pass abzugeben und die Staatsbürgerschaft der Ukraine zu beantragen.