Volker Michalowski: Im Knast Bautzen verging selbst mir das Lachen

Sogar als Stasi-Mann holt Spaßmacher Volker »Zack« Michalowski noch Lacher. In Wirklichkeit war er zur DDR-Zeit auf der anderen Seite, bei der Opposition. Mein Beitrag aus SUPERillu, 2006.


Volker Michalowski als Stasi-Schreibmaschinen-Experte in "Das Leben der Anderen" 2006
Volker Michalowski als Stasi-Schreibmaschinen-Experte in „Das Leben der Anderen“ 2006

Eine witzige Szene im Film »Das Leben der Anderen«. Die Stasi hat das Originalmanuskript eines regimefeindlichen Artikels, der im »Spiegel« erschienen ist,in die Hände bekommen. Und versucht jetzt, den Autor zu enttarnen, um ihn zu verhaften. Ein quirliger, kleiner Schriftexperte der Stasi,gespielt von Volker Michalowski, hat das Manuskript untersucht.Und berichtet jetzt seinen Chefs,was er herausgefunden hat. Eigentlich ist der Hintergrund bierernst. Genauso akribisch ist die DDR-Staatssicherheit Andersdenkenden hinterhergejagt. Doch Michalowski spielt den Schriftexperten so witzig,dass der Kinosaal vor Lachen bebt.In der Tat hatte der absurde Jagdtrieb der Staatssicherheit ja auch etwas sehr Lächerliches.

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Volkmar Kleinert: Ich wollte nicht spitzeln. Und fürchtete die Rache der Stasi

In „Das Leben der Anderen“ spielt er einen DDR-Regisseur, der sich aus Verzweiflung über sein von der SED verhängtes Berufsverbot das Leben nimmt. Auch im wirklichen Leben hatte er Probleme mit der Stasi.

Volkmar Kleinert (rechts) mit Sebastian Koch in "Das Leben der Anderen" 2006
Volkmar Kleinert (rechts) mit Sebastian Koch in „Das Leben der Anderen“ 2006

Volkmar Kleinert hat in dem Kino-Hit »Das Leben der Anderen« eine tragische Rolle. Er spielt den Regisseur Albert Jerska,der völlig gebrochen ist,weil das SED-Regime ein Berufsverbot gegen ihn verhängt hat.Und der sich deshalb schließlich selbst umbringt. In SUPERillu erzählt Kleinert, damals Schauspieler am Deutschen Theater in Ost-Berlin und bei der DEFA, was er selbst mit SED und Stasi erlebte:

„Ich war als junger Mann in den 50er-Jahren voller Sympathie für die sozialistischen Ideale. Ich bewunderte die Antifaschisten, die das KZ überlebt hatten. Und die vielen Intellektuellen wie Anna Seghers oder Jürgen Kuczynski, die am Aufbau einer großen Sache mitwirken wollten. Doch die kühne Idee vom Sozialismus pervertierte mit den Jahren immer mehr. Die DDR war am Ende so desolat, dass sie nur noch durch den Staatssicherheitsapparat zusammengehalten werden konnte. Mit Überwachung, Spitzeln, Willkür.

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Hans Uwe Bauer: Mein falscher Traum vom guten Sozialismus

Im Film spielt er einen Künstler, der aufbegehrt. Im richtigen (Ost-)Leben schaffte Hans Uwe Bauer  in der DDR den Weg vom Findelkind zum erfolgreichen Schauspieler. Trotzdem empfindet  er keine Ostalgie. Mein Beitrag aus SUPERillu 2006.


Hans Uwe Bauer (rechts) mit Sebastian Koch in "Das Leben der Anderen" 2006
Hans Uwe Bauer (rechts) mit Sebastian Koch in „Das Leben der Anderen“ 2006

Hans Uwe Bauer (geboren 1955) spielt im Film den Künstler Paul Hauser, der seinen Schriftsteller- Freund Georg Dreyman (gespielt von Sebastian Koch) überredet, etwas gegen den SED-Staat zu unternehmen.Hauser fürchtet zurecht, dass sie bereits von der Staatssicherheit überwacht werden. Eine Handlung, die nicht sehr weit weg ist von dem,was Hans Uwe Bauer als DDR-Bürger selbst erlebte. In SUPERillu erzählt er erstmals seine bewegte Geschichte. Sie beginnt in Stralsund,wo Bauer 1955 geboren wurde. Seine Mutter floh wenig später in den Westen, ließ ihn zurück.Als Findelkind erlebte er die DDR aus einer ganz besonderen Perspektive.

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Thomas Thieme: Warum ich nicht mehr in der DDR leben wollte

Thomas Thieme als DDR-Minister in "Das Leben der Anderen" 2006
Thomas Thieme als DDR-Minister in „Das Leben der Anderen“ 2006

Im Film „Das Leben der Anderen“ spielt er einen Minister, der seine Macht missbraucht. In der Realität kehrte der Schauspieler der DDR 1984 den Rücken. Und hat das nie bereut.

Thomas Thieme, 1948 in Weimar geboren, spielt in »Das Leben der Anderen« den mächtigen Minister Bruno Hempf, der die Stasi auf den Schriftsteller Georg Dreyman ansetzt. Hempf behauptet, Dreyman müsse überwacht werden, weil er regimefeindlich denkt. In Wirklichkeit hat Hempf ein Verhältnis mit Dreymans Freundin, will den Nebenbuhler aus dem Weg räumen. Die Figur des »Ministers« erinnert an den Minister für Staatssicherheit, Erich Mielke (1907 – 2000), den »Herrn der Angst« in der DDR. Mielke war von 1957 bis 1989 Chef der Stasi.Dass Mielke seinen Apparat missbraucht hätte, um ein Liebesverhältnis zu pflegen, ist unwahrscheinlich.Privat galt er als treuer Ehemann und braver Familienvater.Ansonsten war er aber in der Tat ein skrupelloser Machtpolitiker. Er versorgte sich selbst und die SED-Funktionäre mit Privilegien, ließ Millionen DDR-Bürger überwachen. Und schreckte auch nicht davor zurück, Menschen einzuschüchtern, grundlos einzusperren oder gar »verschwinden zu lassen«. Auch  Thomas Thieme musste mit diesem Apparat Erfahrungen sammeln. In der DDR bereits ein erfolgreicher Schauspieler, verließ er das Land 1984 »legal« per Ausreiseantrag.Wer damals wie Thieme seine Ausreise forderte,hatte in aller Regel mit harten Schikanen zu rechnen. Er verlor seinen Beruf, in der Regel auch sein Vermögen, wurde überwacht.Viele »Antragsteller« landeten sogar im Gefängnis.

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„Gottseidank ist dieser DDR-Irrsinn vorbei“

1,7 Millionen Zuschauer sahen alleine in Deutschland „Das Leben der Anderen“ im Kino. Inzwischen läuft der Film in 30 Ländern, auch in den USA. Von dort bekam er am 25. Februar 2007 die höchsten Weihen: den Oscar als bester ausländischer Film. Der 33jährige Kölner Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck, der den Film gedreht hat, wuchs selbst im Westen auf. Ulrich Mühe, der Hauptdarsteller (Stasi-Hauptmann Wiesler) ist ein ehemaliger DDR-Bürger. Als prominenter Schauspieler der DDR in den 80er Jahren lernte er selbst das Spannungsfeld zwischen „Zuckerbrot und Peitsche“ kennen, mit der die DDR-Staatssicherheit im Auftrag der SED DDR-Spitzenkünstler reglementierte.

Autor Gerald Praschl mit Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck - am Berliner Flughafen Tegel nach Donnersmarcks Rückkehr von der Oscar-Verleihung 2007
Autor Gerald Praschl mit Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck – am Berliner Flughafen Tegel nach Donnersmarcks Rückkehr von der Oscar-Verleihung 2007

2006 führte ich eine Reihe von Interviews mit den Machern und Darstellern  von „Das Leben der Anderen“, von denen, wie Ulrich Mühe, viele aus der DDR stammen und mir von ihren Erlebnissen mit Repression  und Überwachung berichteten, Volkmar Kleinert, Thomas Thieme, Hans Uwe Bauer und Volker „Zack“ Michalowski.

Hauptdarsteller Ulrich Mühe und Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck  traf ich in einem Kino in Magdeburg zum Interview.

Herr Mühe, Sie waren selbst prominenter DDR-Schauspieler. Wie realistisch ist der Film »Das Leben der Anderen«?

Mühe: Das ist alles sehr real. Genau wie der Film zeigt, rieben die meisten von uns sich wirklich täglich an den Widersprüchen zwischen dieser Ideologie und der Realität. Da ging es uns sicher nicht anders als den meisten DDR-Bürgern.

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EASTBlog – Deutschland- und Osteuropa-Blog des Journalisten Gerald Praschl