Erinnerung an Werner Stiller (1947-2016) – der heute 70 geworden wäre

Noch im Jahr 2002, 13 Jahre nach dem Mauerfall und dem Ende des SED-Regimes war Werner Stiller nicht ganz wohl zumute, als er meinen Anruf aus der einstigen „Hauptstadt der DDR“ bekam. „Ich bin Journalist und würde Sie gerne treffen und darüber schreiben, wie Sie heute leben“, sagte ich ihm. Er überlegte einige Wochen lang, dann bot er tatsächlich einen Termin an. Ein Treffen am bekanntesten und wahrscheinlich auch öffentlichsten Ort der ungarischen Hauptstadt Budapest, der Fischerbastion.

Ich flog hin und tatsächlich, er stand da, und wartete schon. Wir sprachen ein paar Stunden. Und irgendwann beschloss er, mir zu vertrauen. Es wurden zwei interessante Tage, er zeigte mir sein neues Zuhause, eine noble Wohnung mit Blick über die ganze Stadt auf dem Budaer Burgberg, wir gingen mit seiner jungen Freundin Gyöngyi Karpfensuppe essen.  Dann fuhren wir auch noch in sein kleines Landhaus in den Bergen nahe der slowakischen Grenze und kochten uns Kesselgulasch im Garten.

Wir sprachen über viel mehr als das, was ich in der Geschichte über Werner Stiller in SUPERillu, die im August 2002 erschien,  hätte alles schreiben können.  Und wurden Freunde.

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Das stille Gedenken im Wald von Sandarmoch

Zwischen 1934 und 1941 ermordete die sowjetische Geheimpolizei NKWD in dem  Waldstück von Sandarmoch nahe des Onegasees in Karelien mindestens 9500 Menschen. Unter den Opfer waren viele Intellektuelle aus allen Teilen der Sowjetunion, darunter der Regisseur Les Kurbas  und der ukrainische Schriftsteller Mykola Kulisch – und hunderte andere Schriftsteller und Professoren.

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Die Kirche der Deutschen von Sankt Petersburg

Die evangelische Petrikirche am Petersburger Newski Prospekt ist ein stiller Zeuge, wie groß die deutsche Gemeinde einst war. 15 000 Mitglieder zählten die überwiegend deutschen Protestanten im 19. Jahrhundert. Schon 1710, kurz nach der Gründung der Stadt durch Peter den Großen war auch die Kirchgemeinde entstanden – als geistliche Heimatstadt für die vielen Deutschen, die damals in die neue russische Hauptstadt kamen, als Fachleute oder Glücksritter.

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Müssen wir uns Sorgen um die Demokratie in Polen machen, Herr Walesa?

Anfang 2016  interviewte ich gemeinsam mit meinem deutsch-polnischen Kollegen Andrzej Stach den polnischen Friedensnobelpreisträger Lech Walesa in seinem Büro in Danzig. Das Interview erschien in SUPERillu Heft 7/2016 erschien. (Foto: Nikola Kuzmanic, SUPERilllu). 

Seit 2015 die konservative PiS-Partei in Polen Parlaments- und Präsidentenwahl gewann, hat sich das deutsch-polnische
Verhältnis verdüstert. Es geht zum einen um weltanschauliche
Differenzen. Die (West-)EU ist Polens neuem starkem Mann, dem Chef der Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski, 66, nicht konservativ genug. Aber es geht auch ums Geld: Nicht nur bei Polens Konservativen sind, wie in allen östlichen EU-Ländern, die EU-Finanzhilfen für Griechenland besonders umstritten. Und noch mehr die Aufnahme von Flüchtlingen, der sich Polen zulasten Deutschlands bisher weitgehend verweigert. Für Irritationen sorgte auch, wie Kaczynski versucht, Kritiker im eigenen Lande loszuwerden. Er ließ TV-Journalisten feuern, will das polnische Verfassungsgericht auf Parteilinie bringen. Angriffe auf Pressefreiheit und Gewaltenteilung, zwei Grundfesten der Demokratie, die sich die Polen 1989 in der Revolution der Solidarnosc erkämpften. Lech Walesa, 72, und Jaroslaw Kaczynski (und dessen 2010 tödlich verunglückter Zwillingsbruder Lech Kaczynski) waren einst Weggefährten in dieser Revolution, die auch den Mauerfall in Berlin beförderte. SUPERillu traf den polnischen Nationalhelden und ehemaligen Präsidenten in Danzig
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Zerbricht die EU? Oder hält Sie das aus, Herr Schwarzenberg?

Ende 2015 traf ich in Prag den langjährigen tschechischen Außenminister Karel Schwarzenberg, der damals gerade angekündigt hatte, aus Altersgründen sein Amt als Vorsitzender der Partei TOP9 abzugeben. Hier das in SUPERillu Heft 2/2016 erschienene Interview mit ihm zur EU-Krise. Foto: Nikola Kuzmanic, SUPERillu. Eine Begegnung mit einem für mich besonderen – in unserem Gespräch aus Respekt vor ihm unausgesprochenen Schauer. Meine väterlichen Vorfahren, seit mindestens dem 16. Jahrhundert als Kleinbauern und arme Holzarbeiter im Westen Böhmens lebend, waren einst Leibeigene der Fürsten Schwarzenberg, deren heutiges Familien-Oberhaupt Fürst Karl Johannes Nepomuk Josef Norbert Friedrich Antonius Wratislaw Mena von Schwarzenberg ist, der 1989/90  aus Wien in seine alte Heimat zurückkehrte, wo er schon viele Jahre zuvor den Prager Bürgerrechtlern mit oft klandestinen Mitteln half, sich der kommunistischen Diktatur zu erwehren. Ich bin mir aber sicher, dass auch er sehr froh ist, dass beiderlei finstere Zeiten, die der Leibeigenschaft und die der kommunistischen Diktatur schon lange vorbei sind. Wir sprachen über das neue Europa, das mindestens genauso große Herausforderungen birgt. 

Als Politiker warb er dafür, dass 2004 zehn einst sozialistische Länder, darunter sein eigenes, Tschechien, schnell in die EU eintreten konnten. Fünf Jahre lang war Karel Schwarzenberg später Außenminister von Tschechien – bis 2013. Bei allen Schwierigkeiten galt er dabei stets als „EU-Optimist“, ganz anders als der heutige, als sehr EUskeptisch bekannte tschechische Präsident Miloš Zeman, 71, dem Schwarzenberg bei der Präsidentenwahl 2013 knapp unterlag. Auch in Tschechien ist die EU ein kontrovers diskutiertes Reizthema. Dazu sprachen wir mit Schwarzenberg in Prag.

Bei den Menschen in den östlichen EU Ländern wie Tschechien und Polen, aber auch im Osten Deutschlands scheint die Skepsis gegenüber der EU besonders groß…
Schwarzenberg: Ich denke, die Skepsis ist bei uns in Tschechien auch nicht größer als in einem bayerischen oder französischen Wirtshaus. Die brennende Liebe zu Europa ist überall nicht sehr ausgeprägt. Aber man muss zur EU ja auch kein erotisches Verhältnis entwickeln. Es reicht, sie als Zweckehe zu akzeptieren. Zerbricht die EU? Oder hält Sie das aus, Herr Schwarzenberg? weiterlesen

EASTBlog – Deutschland- und Osteuropa-Blog des Journalisten Gerald Praschl