„Der Zweite Weltkrieg war gerade zwei Wochen beendet, als ich im Mai 1945 in den Ruinen Berlins geboren wurde. Wir Kinder, mein Bruder Ulrich wurde drei Jahre später geboren, wuchsen in dem riesigen Trümmerfeld auf. Am berühmten Spreebogen, fast neben dem heutigen Bundestag und dem Bundeskanzleramt waren meine Spielplätze.“ So fing die kleine Lebensgeschichte an, die Bärbel Bohley in dem Buch „Mut-Frauen in der DDR“ über sich aufschrieb, das Rüdiger Rosenthal und ich im Jahr 2006 gemeinsam publizierten.
Heute, am 24. Mai 2015, wäre Bärbel Bohley 70 Jahre alt geworden. Im September 2011 starb sie, viel zu früh, an Krebs. Ihrem bewegten Lebenslauf ging daher leider ein letztes Kapitel verloren. Im vorletzten waren wir Freunde, als sie, seit 1996, in Bosnien-Herzegowina half. Zunächst betreute sie im staatlichen Auftrag einige Hilfsprogramme, um kriegszerstörte Häuser wieder aufzubauen. Dann organisierte sie mit dem von ihr gegründeten Verein Seestern e.V. selbst Hilfsprogramme, sammelte Spenden und Hilfsgelder, unter anderem vom Auswärtigen Amt. Tausende durch den Krieg obdachlos gewordene Flüchtlingsfamilien, die heute unter anderem in mehreren neu aus dem Boden gestampften Dörfern rund um Mostar leben, verdanken dieser Hilfe beim Bau ihrer Häuser und der komplizierten Wasserversorgung auf den „Wastelands“, die ihnen die Regierung dazu zugewiesen hatte, viel. Knallhart, aber auch mit viel Herz, waren ihre Verhandlungen mit örtlichen Bauunternehmern, denen sie erfolgreich begreiflich machte, dass mit Bärbel Bohley und ihrem Mann und Partner, dem bosnischen Lehrer Dragan Lukic, keine krummen Geschäfte zu machen waren, sondern nur Termineinhaltung, Transparenz, angemessene Preisgestaltung und ordentliche Bauleistung zählten. Das war damals schon ihr viertes Leben.
Bärbel Bohley (1945-2011): Heute wäre sie 70 geworden weiterlesen